Der Altstadtkern als altes und neues Zentrum

Der Altstadtkern der Stadt Neumarkt i.d.OPf. spiegelt, trotz der starken Zerstörung während des Zweiten Weltkrieges, den historisch gewachsenen Stadtgrundriss wieder. Unterer und Oberer Markt sind nach wie vor das von Einzelhandel geprägte, gesellschaftliche Zentrum der Stadt. Das Rathaus mit der Stadtpfarrkirche St. Johannis stehen im Mittelpunkt. Das Untere Tor, und weniger historisch prägnant das Obere Tor, bilden zusammen mit den Zugängen über die Klostergasse und Hallertorstraße die Portale zum Altstadtkern. Diese entsprechend der vier Himmelsrichtungen ausgerichteten Stadtzugänge, erkennbar als Tor, Brücke oder markiert durch Türme, bilden noch heute das Bindeglied zur umgebenden Stadt und verknüpfen Bahnhof, Stadtpark, Kultureinrichtungen und nicht zuletzt den geplanten Neuen Markt am Unteren Tor mit der Innenstadt.

Ziel des Entwurfes ist es, unter Berücksichtigung der vorgefundenen stadträumlichen Werte und Gegebenheiten, einen einheitlichen, zusammenhängenden Stadtraum zu schaffen. Die neue Gestaltung der Innenstadt und der Haupteinkaufsstraßen in Neumarkt i.d.OPf. basiert auf der Differenzierung des Wettbewerbsgebietes in:

  • Fußgängerzone
  • Fußgängerzone mit untergeordneter Verkehrsnutzung
  • Nebenverbindungen zur Fußgängerzone
  • Verbindungen zum Altstadtkern

Die unterschiedlichen Bereiche werden im Stadtraum bezüglich Gestaltung, Oberflächen und Materialien hierarchisch differenziert und unterschieden.

Vom Rathausplatz zum Unteren Tor

Zwischen Rathausplatz und Unteren Tor erstreckt sich das Kernstück der erweiterten Fußgängerzone. Der Untere Markt wird zukünftig vom privaten KFZ-Verkehr befreit. Großzügige Aufenthaltsbereiche, eine einheitliche und funktionale Möblierung und die Marktnutzung prägen diesen Stadtraum.

Ein homogener Natursteinbelag verbindet barrierefrei die Raumkanten der umliegenden Bebauung. Historische Akzente wie der Marktbrunnen, Pfalzgraf-Johann-Brunnen oder St.-Georgs-Brunnen werden aufgenommen, teilweise neu gestaltet und verortet.

Aufenthaltsbereiche mit Freisitzen und Marktflächen laden ein zum Verweilen unter dem Blätterdach der Bestandsbäume und gezielter Ergänzungspflanzungen.

Zusammenhängende Flächen am Rathausplatz und Marktplatz bieten Raum für Veranstaltungen im öffentlichen Raum.

Klostergasse und Kultur-Café

Die Gestaltung der Klostergasse nimmt die Gestaltungsprinzipien der Fußgängerzone auf. Ein Bereich zum Aufenthalt, Verweilen und Ausruhen entsteht an der Einmündung der Gerichtsgasse und vor dem Klostertor.

Das Kultur-Café am Klostertor nutzt den Freiraum der „aktiven Brücke“ und angrenzende Freiflächen in Stadtgraben als Treffpunkt und für Veranstaltungen.

Hallertorstraße und Untere Marktstraße

Hallertorstraße und Untere Marktstraße verbinden den Altstadtkern mit dem Neuen Markt nördlich der Dammstraße bzw. mit Grünflächen im Randbereich der Altstadt.

Hierarchisch, in Materialwahl der Fußgängerzone untergeordnet, werden neue Straßenräume und Plätze im Stadtgefüge gestaltet.

Am Übergang zum Neuen Markt entsteht eine neue Platzfläche mit angrenzendem Baumdach, baumüberstandener Grünfläche und erlebbarem Naturraum an Bachlauf. Die bestehende Planung für den Übergang zum Neuen Markt wird geringfügig angepasst, wobei die geplante Unterführung unverändert bleibt.

Vom Bahnhof zur Altstadt

Die Bahnhofsstraße wird mit beidseitig gleicher Gehwegbreite neu strukturiert und gestaltet. Baumbestand, Straßenbeleuchtung und Stellplätze werden funktional angeordnet. Neue Baumpflanzungen und Bestandsbäume stehen in großzügigen, bepflanzten Grünflächen.

Stadtinformationssystem

Im Boden eingelassene Bronzetafeln bieten an entsprechenden Stellen im Stadtraum Informationen zu Orten, Sehenswürdigkeiten oder Bauwerken wie das Rathaus, das Untere Tor, der St.-Georgs-Brunnen oder die Stadtpfarrkirche. Bestehende mediengebundene Informationssysteme werden so ergänzt bzw. können einbezogen werden.

Verkehr und Stellplätze

Ein substanzieller Eingriff in die bisherige Verkehrsführung ist die Befreiung des Unteren Marktes von Individualverkehr und KFZ-Stellplätzen. Der Untere Markt wird Teil der Fußgängerzone.

Lediglich ÖPNV (Stadtbusse und Regionalbusse) dürfen zwischen Rathausplatz und Unteren Tor die Fußgängerzone passieren.

Von der Dammstraße, Nürnberger Straße oder dem Kurt-Römstöck-Ring kommend führt die Untere Marktstraße als Einbahnstraße durch das Untere Tor. Individualverkehr wird über den Rainbügl als Einbahnstraße (zwischen Fischergasse und Unterer Markt) abgeführt. Öffentlicher Busverkehr fährt von Norden kommend in die Fußgängerzone ein. Nach Norden abfahrende Busse passieren die für Fußgänger freigehaltene Durchfahrt im Unteren Tor.

Im Altstadtkern werden zwei Bushaltestellen für den ÖPNV geschaffen. Regionalbusse und Stadtbusse fahren den Haltepunkt nördlich des Rathauses an. Stadtbusse halten zwischen Bahnhof und Rathaus zusätzlich am Oberen Tor.

Die Obere Marktstraße bietet auch zukünftig Stellplätze für Kurzzeitparker. Zu- und Abfahrt führen hauptsächlich über den Theodor-Betz-Platz.

Im Norden und Westen kann über die Ulmergasse und den Viehmarkt abgefahren bzw. zugefahren werden.

Radwege führen entlang der Bahnhofstraße und vom Norden kommend am Oberen Tor und Unteren Tor in den Altstadtkern.

Die Stadt Neumarkt bietet in der Peripherie des Planungsgebietes eine ausreichende Anzahl von Stellplätzen in Parkhäusern zu moderaten Preisen an.

Trotz der am Unteren Markt entfallenen Stellplätze werden im Wettbewerbsgebiet insgesamt 158 Stellplätze angeboten. Davon sind 8 Stellplätze behindertengerecht.

Die Stadt Neumarkt i.d.OPf. beabsichtigt die Einrichtung eines dynamischen Parkleitsystems. Eine gesteuerte Verkehrsführung zu freien Stellplätzen sollte zu einer starken Reduzierung von Parksuchverkehr und zu einer Verkehrsentlastung führen.

Baumstandorte und Vegetation

Auf die Erhaltung des vorhandenen Baumbestandes im Altstadtkern wurde besonderen Wert gelegt. Der Baumbestand wird gezielt ergänzt um Räume zu schaffen. Rodungen werden kaum notwendig.

In der Bahnhofstraße wird die schwache Substanz der Bestandsbäume an die neue Gestaltung des Straßenraumes angepasst.

Oberflächenmaterialien und Sondernutzungen

Wie eingangs erwähnt wird bei den Oberflächenbelägen eine hierarchische Differenzierung zwischen Fußgängerzone, Nebenverbindungen zur Fußgängerzone (Hallertorstraße, Übergang Neuer Markt zu Unteren Tor) und außerhalb des Altstadtkernes gelegene Straßenräume (Bahnhofstraße) getroffen.

Ein homogener Plattenbelag aus 3 Natursteinmaterialien (Granit) bestehend aus 3 unterschiedlichen Bahnenbreiten mit aufeinander abgestimmter Farbschattierungen und Oberflächen erstreckt sich über die gesamte Fußgängerzone. Teilbereiche wie Vorbereiche an markanten Gebäude oder Verkehrsflächen werden durch Variationen in Material und Oberfläche dezent hervorgehoben oder treten in den Hintergrund. Die Verwendung des vorhandenen Natursteinplattenbelages als Teil der des neuen Plattenbelages (Mischung) wird angestrebt.

Sonderflächen der Fußgängerzone für Marktnutzung oder Aufenthalt werden mit großformatigen Natursteinplatten belegt.

Für Nebenverbindungen zur Fußgängerzone wird Natursteinpflaster im Mittelformat verwendet, wobei nochmals unterschieden wird in fußläufige Bereiche und Verkehrsflächen.

In der Bahnhofsstraße sind lediglich die Gehwege mit Natursteinpflaster im Kleinsteinformat belegt.

Ein einheitlicher Stadtraum wird durch festgesetzte Gestaltungsprinzipien für Bestuhlung, Sonnenschutz, Warenauslagen und Vordächer bzw. Markisen sichergestellt. Basierend auf einheitlichen Modulen werden Materialien, Farben und Design für die genannten Sondernutzungen im öffentlichen Straßenraum vorgegeben.

Licht im Stadtraum

Die Grundbeleuchtung für den Unteren Markt, die obere Marktstraße und die Klostergasse wird einheitlich durch Überspannungsleuchten erreicht.

Zusätzlich erstrahlt die Raumkante der Gebäudefassaden durch Wand- und Bodenstrahler und dezente Lichteffekte markanter Gebäudeelemente. Der so indirekt oder direkt durch Strahler an der Attika oder Gebäudevorsprüngen erhellte gebäudenahe Bereich, der besonders durch Einzelhandel geprägt ist, lädt zum Flanieren bei Nacht ein.

Bodenstrahler erhellen das Blätterdach der Marktflächen und Aufenthaltsflächen in der Fußgängerzone. Bestehende und neue Brunnenanlagen und der Mobiliarstreifen werden im Stadtboden dezent hervorgehoben.

Rathaus und die Stadtpfarrkirche St. Johannes werden gesondert ausgeleuchtet und so ihrer Sonderstellung im Stadtraum gerecht. Gleiches gilt für den nördlichen Stadtzugang, das Untere Tor und das Klostertor. Eine Lichtskulptur am Oberen Tor illuminiert den dortigen Stadtzugang und erinnert an das Stadttor aus vergangenen Tagen.

Platzflächen mit Aufenthaltsqualität am Klostertor oder am westlichen Ende der Hallertorstraße werden durch Beleuchtung ebenfalls markiert.

Funktional gestaltete Straßenleuchten im Wechsel von Leuchte – Baumstandort – Leuchte erhellen die Bahnhofsstraße .

Um- und Neugestaltung von Straßen und Plätzen – Innenstadt Haupteinkaufsstraßen, Neumarkt i.d. OPf.