
Bauherr Markt Wiesentheid
Jahr 2023
Ort Wiesentheid
Schloßplatz
Der zentral gelegene Schloßplatz in Wiesentheid ist von hoher kulturhistorischer und städtebaulicher Bedeutung. Gelegen zwischen Rathaus, Kirche und Schloss war er in früherer Zeit der Marktplatz und das Zentrum Wiesentheids. Die Eingriffe in die Platzfläche sind seither vergleichsweise gering. In den 60er-Jahren wurde der Schloßplatz an die damaligen Bedürfnisse des Straßenverkehrs angepasst. Aufgrund der noch immer durch den Straßenverkehr bestimmten Gestaltung ist der Schloßplatz nicht als zusammenhängende Platzfläche erlebbar und wird seiner Funktion als wichtigster Platz im Ort nicht gerecht.
In Anlehnung an die historische Gestaltung beabsichtigt unser Entwurf den Schloßplatz als zentralen Platz und zukünftiges touristisches Zentrum behutsam neu zu gestalten. Der einstmals durchgängige Pflasterbelag wird wieder hergestellt und bezieht das historische Rathaus mit ein. Die Verkehrsfläche wird auf ein Minimum reduziert. Die Fahrbahnbreite verringert sich und der Verkehr wird nur geringfügig tiefer über den durchgehenden Pflasterbelag geführt.
Ein markanter Großbaum (Fraxinus exelsior) akzentuiert die Platzfläche an der Balthasar-Neumann-Straße. Bezugnehmend auf historisches Bildmaterial wird der Pflasterbelag vor der St. Mauritius-Kirche bis zur Treppenanlage leicht variiert in Reihen verlegt und so in der Platzfläche betont. Die Kreuzigungsgruppe südlich der Kirche wird durch einen farblich abgestimmten wassergebundenen Belag hervorgehoben.
Zugunsten einer großzügigen, ungestörten Fläche vor dem historischen Pfarrhaus wird die auf das Rathaus führende Kanzleistraße auf dem Platz parallel zum Schloss geführt.
Zukünftig werden auf dem Schloßplatz keine Parkplätze angeboten. Für Touristenbusse, die üblicherweise über die Kanzleistraße anfahren, entsteht eine Haltestelle gegenüber der St. Mauritius-Kirche. Informationstafeln und Sitzmöglichkeiten bieten Nutzungs- und Aufenthaltsqualität. Die vorhandene Baumreihe wird auf der Platzfläche fortgeführt.
Vier moderne Lichtstelen vor dem Schloss Wiesentheid beleuchten das Zentrum der Platzfläche. Weitere historisch anmutende Leuchten an oder vor Gebäuden erhellen die Peripherie des Schloßplatzes.
Säulesmarkt
Der Säulesmarkt tritt in seiner Wichtigkeit hinter den Schloßplatz zurück. Im Raumgefüge der Stadt ist er mit dem Neßtfellplatz vergleichbar. Das hohe Potenzial durch Sambach, Schloss und Schlosspark ist mit den Notwendigkeiten wie der Bushaltestelle und dem Bedarf nach Parkplätzen gewinnbringend zu kombinieren.
Der erlebbare Bachlauf der Sambach und die Uferwiese sind die Gestaltungsschwerpunkte für den zukünftigen Säulesmarkt. Ufer und Grünfläche bieten ein Gegengewicht zum überwiegend steinernen Schloßplatz.
Der Sambach wird mittels einer Sohlschwelle angestaut, verbreitert und naturnah als Erlebnis- und Spielbereich umgestaltet. Sitzstufen führen in die Wasserfläche und können zum Kneippen genutzt werden. Der tieferliegende, umgestaltete Uferbereich geht in die Uferwiese über. Eine Hecke grenzt den neuen Freiraum zur Balthasar-Neumann-Straße hin ab. Die Nepomuk-Figur wird auf der erneuerten Ufermauer neu platziert.
Die Fußwegeverbindung vom Mühlenweg her kommend entlang der Schlossparkmauer zum Schloss bleibt erhalten. Ein zweiter Fußweg führt am Ufer entlang zur Balthasar-Neumann-Straße und weiter zum Marienplatz.
Leicht zurückgesetzt von der Durchfahrtsstraße entsteht eine neue Bushaltestelle für den ÖPNV. Westlich der Uferweise werden 10 KFZ-Stellplätze angeboten.
Verkehrskonzept und Parkplätze
Schloßplatz
Die Umgestaltung des Knotenpunktes an der Balthasar-Neumann-Straße, der abknickende Verlauf der Straßenführung auf dem Schloßplatz und die veränderte Fahrbahnbreite (6,0 m) reduzieren die Geschwindigkeit der Kraftfahrzeuge. Entsprechend vorgenommener Untersuchungen muss der Natursteinbelag auf dem Schloßplatz und am Knotenpunkt Balthasar-Neumann-Straße/Schloßplatz gesägt und oberflächenbehandelt ausgeführt werden um entsprechende Richtwerte zu Lärmbelastung einzuhalten.
Balthasar-Neumann-Straße
Aus gestalterischen und stadträumlichen Gründen, und bezogen auf den historischen Kontext, soll der Kreuzungsbereich Balthasar-Neumann-Straße/Schloßplatz mit einem Belag aus Pflaster ausgeführt werden.
Die Fahrbahnbreite der Balthasar-Neumann-Straße wird durchgehend auf 6,0 m reduziert. Die Geschwindigkeit beträgt unverändert 50km/h um einen ungehinderten Verkehrsfluss zu garantieren.
Parkplätze
Insgesamt werden 17 Parkplätze auf dem Schloßplatz und dem Säulesmarkt angeboten. Die 10 Stellplätze am Säulesmarkt sind für Besucher des Ortszentrums gedacht. Die Stellplatzanzahl auf dem Schloßplatz wird reduziert. Auf der Platzfläche werden hauptsächlich barrierefreie Stellplätze und Kurzzeitparkplätze angeboten. Nördlich, entlang der Kanzleistraße, sind ausreichend Parkmöglichkeiten vorhanden.
Bei sonntäglichen Gottesdiensten ist eine Freigabe des Schlossplatzes für PKW realisierbar.
Touristenbusse und ÖPNV
Für Touristenbusse wird eine neue Haltestelle gegenüber der St. Mauritius-Kirche eingerichtet. Die Haltestelle dient nur zum Ein- und Aussteigen. Die Busse parken für die Zeit des Aufenthalts an anderer Stelle.
Die Haltestelle für den ÖPNV bleibt weiterhin am Säulesmarkt, abgerückt von der Durchgangsstraße in einer Busbucht.
Beleuchtungskonzept
Die Grundbeleuchtung für den Schloßplatz und den Säulesmarkt wird einheitlich durch historisch anmutende Leuchten erreicht. Die Leuchten als Mastaufsatzleuchten, oder an den Gebäuden angebracht, erhellen die Platzflächen entlang der Raumkante.
Die zentrale Fläche des Schloßplatzes wird zusätzlich durch 4 moderne Lichtstelen asymmetrisch ausgeleuchtet, die vor dem Wiesentheider Schloss aufgestellt sind.
Das Rathaus, das historische Pfarrhaus, die St. Mauritius-Kirche und das Schloss können durch Fassadenbeleuchtung dezent hervorgehoben und werden so ihrer Stellung im Stadtgefüge gerecht. Hierfür ist jedoch noch kein Kostenansatz in die Kostenberechnung eingeflossen.
Markante Bäume werden durch Bodenstrahler beleuchtet.
Pflasterbelag und Barrierefreiheit
Bezogen auf den anhand von Bildmaterial vermuteten historischen Kontext werden Pflasterbahnen und in Teilbereichen Reihenpflaster für die Platzfläche vorgeschlagen. Die Materialien orientieren sich am früheren Pflasterbelag und der kürzlich im Bereich der Kirche hergerichteten Belagsfläche.
Denkbar ist es, entweder das vorhandene Pflaster nach einer Überprüfung der Materialeigenschaften, mit neuen Pflastersteinen zu ergänzen und erneut einzubauen oder die wiederverwertbaren räumlich getrennt von den neuen Steinen einzubauen.
Die Barrierefreiheit ist in jedem Fall sicherzustellen. Deshalb wird eine barrierefreie Pflasterfläche (Oberfläche gesägt und oberflächenbehandelt) entlang der Raumkanten und hin zu Gebäudezugängen und Querungen etc. vorgeschlagen.